• Andreas Schumacher (VTU Group): Warum so viele Digitalisierungsprojekte scheitern
    Nov 6 2024

    Andreas Schumacher, Director Corporate Strategy bei der VTU Group, hat einen anderen Blick auf die Digitalisierung in der Industrie. Der promovierte Ingenieur startete seine Karriere beim Fraunhofer-Institut. Schumacher sieht die größte Herausforderung nicht in der Technik, sondern im menschlichen Faktor. "80 bis 90 Prozent der Digitalisierung sind ein sozialwissenschaftliches Thema, nicht primär ein technisches", erklärt der Digitalisierungsexperte. Das könnte eine Erklärung sein, warum so viele Firmen Schwierigkeiten mit der Digitalisierung haben. Eine Bitkom-Studie aus dem Februar zeigt: Knapp die Hälfte der Unternehmen hat Probleme bei der Digitalisierung, vor allem auch die Entwicklung neuer Produkte ist demnach für viele problematisch.

    Schumacher sieht das mittlere Management als größte Hürde: "Das ist die Lehmschicht der Digitalisierung." Vielleicht glaubt er deswegen an Psychologen als Erfolgsfaktor für derartige Projekte. Bei der VTU Group hat ihr Einsatz einwandfrei funktioniert. Das Kerngeschäft des österreichischen Unternehmens ist die Planung und Optimierung von Prozessanlagen für die Pharmaindustrie. Dazu gehört auch die Begleitung und Beratung bei Digitalisierungsprojekten.

    Wie Unternehmen sich jetzt aufstellen müssen, erzählt Andreas Schumacher in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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  • Stefanie Bindzus (ITV GmbH): Wie gelingt Familienunternehmen die Transformation?
    Oct 30 2024

    Als Tochter eines Unternehmers war Stefanie Bindzus' Weg in die Führungsetage der ITV GmbH vorgezeichnet. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig. "Zu Jugendzeiten hatte ich auch ein bisschen andere Vorstellungen. Das ging von Jura bis hin zum Fotodesign", erinnert sich Bindzus. Letztendlich entschied sie sich für ein Ingenieursstudium - inspiriert von ihrem Vater, der "zu Hause so viel selber gebaut hat". Nach dem Studium stieg Bindzus 2001 in das Familienunternehmen ein, das sich auf Pneumatik-Verbindungstechnik spezialisiert hat. "Wir machen Bauteile, die in Maschinen sitzen, wo Luft von A nach B muss", erklärt sie - von der Autoindustrie bis zum Zahnarztbohrer.

    Der Einstieg ins Unternehmen war jedoch nicht ohne Herausforderungen. "Ich war die Tochter vom Chef und mein Vater sagte: 'Was willst du noch woanders hin? Komm mal hier her'", erzählt Bindzus. Sie musste sich ihren Platz im Unternehmen erst erarbeiten und die Akzeptanz der Kollegen gewinnen. 2009 übernahm sie dann mit 37 Jahren die Geschäftsführung und gehört damit zu einer Minderheit. Nur etwa 15 Prozent der Unternehmensnachfolger sind weiblich und lediglich jedes zehnte Unternehmen wird von einer Nachfolgerin aus der Familie weitergeführt.

    Ihre Geschichte ist besonders relevant in einer Zeit, in der jährlich rund 125.000 Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen den Rückzug aus ihrem Unternehmen anstreben. Ein Viertel dieser Unternehmen hat laut KfW noch keinen Nachfolger gefunden.

    Stefanie Bindzus betont die Vorteile von Mittelstands-Unternehmen: "Wir können viele Dinge ganz schnell entscheiden und uns immer sehr schnell auf die Situation einstellen." Die Digitalisierung spiele dabei eine zentrale Rolle. "Ob es ein besonders gut laufendes ERP-System ist, eine Produktionsplanung oder eine Unterstützung im Qualitätsmanagement - da ist ein großes, weites Feld, wo man sich digitale Unterstützung holen kann", erklärt sie.

    Besonders stolz ist Bindzus auf den Kulturwandel im Unternehmen. Dabei setzt sie auf offene Kommunikation mit den Mitarbeitern: "Wir haben schon immer versucht, mit den Leuten ins Gespräch zu gehen und zu sagen: 'Guck mal, wenn wir das jetzt hier machen, dann läuft das viel einfacher.'"

    Wieso Stefanie Bindzus trotz zunehmender Bürokratie optimistisch für den Standort bleibt, erklärt sie in der neuen Folge von "So techt Deutschland“.

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    28 mins
  • David Reger (Neura Robotics): "In zehn Jahren hat jeder einen Roboter"
    Oct 23 2024

    David Reger prognostiziert nicht weniger als eine Revolution im Alltag. "Ich bin überzeugt davon, dass in zehn Jahren jeder einen Roboter haben wird", sagt der Gründer und CEO von Neura Robotics. Die ersten Haushaltsroboter, die das Unternehmen auf den Markt bringen will, werden auf Rollen unterwegs sein. Reger erklärt: "Es gibt natürlich noch ein paar Herausforderungen beim Humanoiden, auch sicherheitstechnisch."

    Der Roboter soll "wie ein Designerstück" aussehen, mit zwei Armen ausgestattet sein und vielfältige Aufgaben im Haushalt übernehmen können. "Er kann die Spülmaschine ausräumen, unser Frühstück vorbereiten, Tische abwischen, Blumen gießen, wenn wir nicht da sind", zählt Reger auf. Dabei liegt der Fokus zunächst auf Aufgaben innerhalb des Hauses, um Komplexitäten zu vermeiden, die im Außenbereich auftreten könnten. Der Preis für diese Alltagshelfer soll im Bereich eines "teuren E-Bikes" liegen, zwischen 5000 und 10.000 Euro, je nach Ausstattung.

    Reger betont, dass diese Art Roboter aber mehr als nur Haushaltshilfen sein sollen. "Unser Gerät kann zum Beispiel den Puls sehen. Es erkennt, wenn jemand fällt. Das heißt, man hat mehr Sicherheit zu Hause." Besonders für ältere Menschen sieht Reger großes Potenzial. "Wir wollen nicht im medizinischen Bereich einsteigen. Wir haben uns auf den Bereich fokussiert, bevor Menschen in Pflege gehen." Die Roboter könnten dazu beitragen, dass Menschen länger selbstständig in ihren eigenen vier Wänden leben.

    Reger räumt ein, dass die Integration von Robotern in den Alltag auch Anpassungen erfordert. "Wir haben Straßen gebaut, damit Autos fahren können. Wir haben nicht auf fliegende Autos gewartet", argumentiert der Roboter-Spezialist. Mit Blick auf die Zukunft ist Reger optimistisch. Er sieht in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation sogar einen Vorteil für Innovationen. "Wir haben Druck, Innovationen zu akzeptieren. Unsere Wirtschaft braucht den neuen Zweig und deswegen wird es deutlich schneller kommen."

    Reger hat keine Angst vor Elon Musk, der mit dem humanoiden Roboter Optimus viel vorhat. "Ich respektiere ihn sehr", sagt Reger, stellt aber gleichzeitig klar, dass er und sein Team durchaus die Chance sehen, mit Musk mitzuhalten oder sogar schneller zu sein. "Er hat vorher Autos gebaut und wir bauen schon immer Roboter." Dieser Erfahrungsvorsprung gibt Reger Zuversicht. Er warnt davor, sich von beeindruckenden Präsentationen blenden zu lassen. "Das sind Amerikaner, die denken einfach innovativ und die verkaufen sich natürlich sehr gut."

    Trotz der Konkurrenz durch große Namen wie Musk bleibt Reger optimistisch für die deutsche Robotik-Industrie: "Wir haben das Potenzial, wir sollten uns nicht einschüchtern lassen."

    Was ihn als ältester von elf Geschwistern antrieb, warum er zwischendurch als Sozialarbeiter in San Francisco arbeitete und wieso er Neura Robotics in Metzingen gründete, erzählt David Reger in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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  • Thomas Zimmermann (Freenow): Wir sehen erst den Anfang der Verkehrswende
    Oct 16 2024

    Die deutsche Autoindustrie mag in der Krise stecken, eines aber bleibt: Deutschland ist ein Auto-Land. Mit 49,1 Millionen Pkw hat die Zahl der zugelassenen Autos Anfang dieses Jahres erneut einen Höchststand erreicht. Pro 1000 Einwohner sind 580 Autos unterwegs. Dabei hat sich Deutschland eigentlich eine Mobilitätswende verordnet. "Wir sehen gerade erst den Anfang von der Veränderung in den Städten", sagt Thomas Zimmermann.

    Der CEO von Freenow möchte mit seiner Plattform an der Verkehrswende mitarbeiten. Zur persönlichen Wende - dem Sprung in die Gewinnzone - hat eine starke Fokussierung auf das Taxi-Geschäft beigetragen. Erst im September konnte das Startup erstmals in seiner Geschichte ein Plus verkünden. Die Einführung von Festpreisen für Taxi-Fahrten in Städten wie München und Berlin war dabei ein Schritt zum Erfolg: "Wir haben eigentlich die ganze Zeit schon dafür geworben, dass es eine Modernisierung und eine Flexibilisierung des Taxigewerbes braucht", sagt Zimmermann.

    Diese Entwicklung könnte Freenow einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern wie Uber verschaffen, die in Deutschland mit regulatorischen Hürden kämpfen. Doch der Weg zur vollständigen Digitalisierung ist noch weit. Etwa 60 Prozent des Taxi-Marktes werden nach Angaben Zimmermanns offline abgewickelt. Das Telefon ist der größte Konkurrent der Mobilitäts-App.

    Welche Rolle Carsharing für Freenow noch spielt, welche Visionen das Unternehmen für die Zukunft hat und wie KI den Service verbessert, erzählt Thomas Zimmermann in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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    29 mins
  • Fabian Mehring (Staatsminister für Digitales in Bayern): So gelingt die Digitalisierung
    Oct 9 2024

    Faxgeräte gehören vor allem in deutschen Behörden noch immer zum aktiven Inventar. Die Abschaffung geht vielerorts eher langsam voran. Fabian Mehring hat sich als Staatsminister für Digitales in Bayern schon kurz nach Amtsantritt vorgenommen, dass die Faxgeräte in der Verwaltung der Vergangenheit angehören sollen. "Es geht mir darum, dass wir den Menschen ein sehr großes KI-Versprechen machen", erklärt Mehring. Es gehe um eine durchdachte Digitalisierung der Verwaltung, für echte Entlastung und Fortschritt. Und das funktioniere nicht mit einem Fax. "Es gibt eben keine KI fürs Faxgerät. Also kann man nicht sagen, wir loben die große Marsmission aus, aber wir bleiben in der Pferdekutsche sitzen." Und der Vorstoß wirkt: Von ursprünglich über 3700 Geräten ist inzwischen nur noch weniger als die Hälfte übrig.

    Die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland ist ein Mammut-Projekt, das nur langsam voranschreitet. Im Sommer ist die zweite Version des Online-Zugangsgesetzes verabschiedet worden. Das Problem: Die Länder sind nicht dazu verpflichtet worden, sich auf einheitliche Standards zu einigen. Die bräuchte es aber für eine lückenlose Ende-zu-Ende-Digitalisierung. Fabian Mehring hätte sich eine bundesweite Einigung gewünscht, sagt aber auch: "Was mir im Bund dann angeboten wird, ist Homogenisierung nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner." Das würde bedeuten, dass "alle zurück auf das Niveau von Thüringen" müssten, so der Minister. Dazu sei er nicht bereit. Den Frust vieler Bürger könne er verstehen. Mehring sieht einen Vertrauensverlust. "Mein Postbote eines großen Paketdienstleisters kann mehr als die Bundesrepublik Deutschland, als der Freistaat Bayern, als mein Bürgermeister, als mein Landrat." Er wundert sich deswegen nicht, dass viele Menschen "politischen Rattenfängern auf den Leim gehen, die von Staatsversagen predigen".

    Die Antwort des Ministers: Optimismus und Aufbruchstimmung. Das sei gerade auch für junge Unternehmen wichtig, die auf der Suche nach Kapital sind. Die Konkurrenz lebe nicht in den anderen Bundesländern, sondern in China und in den USA. "Wir haben immer diesen typisch deutschen Mut zu sagen: Ja, funktioniert schon ganz gut, aber nur zu 98 Prozent. Lass uns lieber mal vorsichtig sein." Vorsicht sei aber nicht der Antreiber derer, die um Gelder von Investoren konkurrierten.

    Warum Fabian Mehring für mehr Mut ein Bayern-Emoji haben möchte und wie er Desinformation im Netz den Kampf ansagen will, erzählt er in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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    38 mins
  • Gerhard Wehrmeyer (Herrenknecht): Tunnel sind widerstandsfähiger als Brücken
    Oct 2 2024

    Manche Autofahrer fahren in diesen Tagen mit einem mulmigen Gefühl über Brücken in Deutschland. Allein 4000 Autobahnbrücken müssen in den nächsten Jahren saniert werden. Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden war ein weiterer schmerzlicher Warnschuss im Industrieland Deutschland. Jedes Jahr sollen 400 Brücke saniert werden, hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing als Ziel ausgegeben. Das Ziel wird aber wohl nicht erreicht werden.

    Gerhard Wehrmeyer, Leiter Produktmanagement bei Herrenknecht, dem weltweit führenden Hersteller von Tunnelvortriebsmaschinen. "Der Tunnel ist der schrecklich schüchterne Verwandte der Brücke. Den sieht man ja kaum." Dabei haben Tunnel nach Angaben Wehrmeyers eine Lebensdauer von 100 bis 120 Jahren, die dann meist auch die von Brücken übersteigen. Dazu kommt, dass der Großteil der Brücken in Deutschland in den 1960er und 1970er Jahren gebaut wurde und niemand ahnen konnte, welche Lasten eine Brücke bei gesteigertem Verkehrsaufkommen im Jahr 2024 tragen muss. Ein Tunnel sei widerstandsfähiger.

    Werden in Deutschland und der Welt Tunnel gebaut, ist die Chance groß, dass Herrenknecht-Technologie eingesetzt wird. Die Maschinen des Unternehmens finden sich in Projekten wie dem Gotthard-Basistunnel in der Schweiz oder der Metro in Kairo. Die Digitalisierung spielt dabei eine immer größere Rolle. "Wir haben das auf eine neue Stufe gestellt", sagt Wehrmeyer. Ein junges Team arbeitet mit Start-up-Mentalität an der Verknüpfung von Daten und der Erzeugung von Mehrwerten. Gleichzeitig ist auch bei dem Tunnelhersteller der Bedarf an Fachkräften hoch: "Wir müssen attraktive Arbeitsplätze haben."

    Ähnlich wie in anderen Branchen gibt es neue, starke Wettbewerber. "Unsere Konkurrenz kommt mittlerweile aus China", sagt Wehrmeyer. Herrenknecht ist selbst in der Volksrepublik aktiv. Wie das Unternehmen es mit der chinesischen Konkurrenz aufnehmen will, was er sich von der Politik in Deutschland wünscht und ob Brücken künftig mit autonomen Bohrern bearbeitet werden können, erzählt Gerhard Wehrmeyer in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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  • Christian Lüdtke (Bryck): Wie sich das Ruhrgebiet neu erfindet - Innovation statt Kohle
    Sep 25 2024

    Negative Schlagzeilen prägen derzeit das Bild des Ruhrgebiets: Probleme bei der Infrastruktur während sportlicher Großereignisse, Diskussionen um die Zukunft der Stahlindustrie und anhaltende wirtschaftliche Herausforderungen. Doch mitten in diesen schwierigen Zeiten sieht Christian Lüdtke, Co-Founder und Co-CEO des Innovationshubs Bryck, Chancen für einen Neuanfang.

    Lüdtke, dessen Wurzeln tief im Ruhrgebiet verankert sind, erlebte den Strukturwandel hautnah mit. "Meine Großväter schufteten beide unter Tage als Bergmänner. Mein Vater machte eine Lehre in der Kokerei und arbeitete danach über 20 Jahre bei Krupp in Duisburg-Rheinhausen", erzählt er. Die Schließung des Krupp-Werks Ende der 1980er Jahre beeinflusste ihn besonders: "Das war eine Zeit, die mich deshalb so geprägt hat, weil richtig was zu Ende gegangen ist, und zwar ohne Wiederkehr."

    Doch statt in Nostalgie zu verfallen, blickt Lüdtke nach vorn. Mit Bryck will er innovative Unternehmensgründungen in der Region fördern und dem Ruhrgebiet zu neuem Glanz verhelfen. "Krisenzeiten sind immer Startup-Zeiten", sagt er und sieht gerade jetzt Chancen für neue Ideen und Geschäftsmodelle. Der Innovationshub arbeitet eng mit Universitäten und etablierten Unternehmen zusammen, um vielversprechende Forschungsergebnisse zur Marktreife zu bringen. "Wir wollen Weltklasse-Service bieten und Weltklasse-Startups anziehen", erklärt Lüdtke den Anspruch. Als Vorbild nennt er die Gründerszene rund um die Technische Universität München.

    Doch er weiß auch um die Herausforderungen. "Im Ruhrgebiet war der Gründergeist noch nie so groß wie in anderen Regionen Deutschlands." Deshalb müsse man "den positiven Spirit wieder wecken", sagt Lüdtke. Bürokratie und andere Hürden dürften keine Ausreden sein. Wie er Gründer mit dieser Einstellung finden will, erklärt er in der neuen Folge von "So techt Deutschland".

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  • Nils Wagner (Rehau New Ventures): Vom Handwerker zum Tech-Experten
    Sep 18 2024

    Nils Wagner, CEO von Rehau New Ventures, hat einen ungewöhnlichen Weg zurück in das Familienunternehmen genommen. "Ich wollte eigentlich mal was ganz anderes machen", erinnert er sich an seine Entscheidung, Architektur zu studieren. Doch das Schicksal und ein Vorschlag seines Vaters führten ihn zurück zu seinen Wurzeln.

    Die Rehau-Gruppe, gegründet von Wagners Großvater in der Nachkriegszeit, begann als innovatives Startup im Bereich Kunststofftechnologie. Heute erwirtschaftet das Unternehmen mit über 20.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von mehr als vier Milliarden Euro. Wagner, der zunächst seinen eigenen Weg gehen wollte, entschied sich schließlich für das Familienunternehmen. "Einen Beitrag leisten, Verantwortung übernehmen", erklärt er seine Motivation. Anders als sein Vater, der klaren Erwartungen als ältester Sohn gegenüberstand, genoss Wagner mehr Freiheit in seiner Berufswahl. "Mein Vater hat mir viel mehr Freiheit gegeben, als er selbst hatte", erzählt er.

    Heute steht Wagner vor der Herausforderung, ein traditionsreiches Unternehmen ins digitale Zeitalter zu führen. "Viele unserer Produkte gibt es nun seit Jahrzehnten, die entwickeln sich nur noch inkrementell weiter", erklärt der studierte Architekt. Mit Rehau New Ventures treibt er die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle in den Bereichen Bau, Leben und Wohnen voran. Seine internationale Erfahrung, die ihn in die USA und später nach China führte, bringt Wagner jetzt in die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle ein: "In Zukunft werden Leute auf der Baustelle viel mehr mit digitalen Tools arbeiten müssen", prognostiziert Wagner. Er sieht darin nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, das Berufsbild des Handwerkers attraktiver zu gestalten.

    Die Bauindustrie steht vor enormen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Wagner sieht in Technologien wie Modulbau und 3D-Druck Chancen, die Produktivität zu steigern und den Wohnungsbau zu revolutionieren. Trotz aller Innovationen bleibt Wagner seinen Wurzeln treu. "Wir beschäftigen uns sehr mit dem Rückspiegel", gibt er zu. Doch Wagner weiß auch: "Da verpasst man es vielleicht frühzeitig, die richtigen Weichenstellungen zu tun."

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