Podcast - Deutsch

By: Martin Burckhardt
  • Summary

  • Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten.

    martinburckhardt.substack.com
    Martin Burckhardt
    Show more Show less
Episodes
  • Im Gespräch mit ... Frank Engster
    Sep 20 2024

    Schaut man sich um, ist augenfällig, dass das, was heutzutage als Geld gelten mag, eine tiefe Umwertung durchgemacht hat. Hat sich das Geld mit dem Ende von Bretton Woods vom Goldstandard gelöst, mag es scheinen, als ob es sich, digitalisiert, überhaupt ins Ungefähre verflüchtigt. Genau dies ist der Grund, warum sich Frank Engster, gemeinsam mit zwei Mitautoren, daran gemacht hat, eine Kleine Philosophie des Geldes im Augenblick seines Verschwindens zu schreiben. Ist der Übergang in die Postmaterialität eine Form des Gestaltwandels, kommen hier längst vergessen geglaubte Gespenster wieder ans Licht. Geld wird sichtbar als eine Form des kollektiven Glaubenssystems, mit dem sich die Gesellschaft aus den alten Schuldverhältnissen befreit hat, um den Preis jener Entfremdung allerdings, welche die Bewohner des Kapitalismus seit jeher höchst skeptisch beargwöhnt haben. Dieser Vorgeschichte nun, in der vergessene Tiefenschichten der Ökonomie lesbar werden, gilt das besondere Interesse Frank Engsters. Er begreift das Geld als Universal-Metrisierungs-Methode, mit der alles, selbst das Unvergleichliche, ein und demselben Maß unterworfen wird.

    Frank Engster, der über das Geld als Maß, Mittel und Methode promoviert hat, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hellen Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin.

    Von Frank Engster sind erschienen

    Themenverwandt



    This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit martinburckhardt.substack.com
    Show more Show less
    58 mins
  • Im Gespräch mit ... Hannah Lühmann
    Sep 13 2024

    Es ist wahr, die Welt ist kompliziert, und man muss sich dabei nicht einmal in die Abgründe der Sprachphilosophie oder der Quantenmechanik verirren. Es reicht schon hin, dass man einen Spielplatz besucht. Selbst hier nämlich kommt man nicht umhin, den kognitiven Dissonanzen der Gegenwart ins Auge zu sehen, kann es, aus heiterem Himmel, passieren, dass man mit den absurdesten Paradoxien konfrontiert wird. Mögen diese in der Theorie nichts weiter sein als ein Sprachspiel, ändert sich sich dies, wenn ein Kind ins Spiel kommt (eine Erfahrung, die einen guten Freund zu der fatalistischen Bemerkung veranlasst hat, ein solcher Sprössling sei doch ein trojanisches Pferd, kehrte hier eine längst überwunden geglaubte Gesellschaft zurück). Was beispielsweise macht eine überzeugte Feministin, wenn sie, mit einem Knaben gesegnet, als Komplizin toxischer Männlichkeit beargwöhnt wird, zudem von der dumpfen Gewissheit heimgesucht wird, dass der Lebensweg ihres Knaben mit einem Malus belegt ist? Dass Hannah Lühmann dieser Gedankenverlegenheit eine Stimme gegeben hat, war für mich ein Anlass, mit ihr in ein Gespräch einzutreten – und darüber in Erfahrung zu bringen, welche Richtung die Gender-Diskurse der 90er Jahre eingeschlagen haben - und wie sehr dies den Alltag bestimmt. Nun gehöre ich zwar selbst der Boomer-Generation an, gleichwohl sind mir die fraglichen Gedankenfiguren nicht unvertraut – beschäftigt man sich doch nicht ungestraft mit dem Dogma der Unbefleckten Empfängnis oder fragt sich, wie die Antike ihre Hopliten zu iron men hat zurichten können. Nun haben die Diskurse der Gegenwart derlei kulturgeschichtliche Rätselfiguren weit hinter sich gelassen. Stattdessen hat sich eine Art der moralischen Ökonomie eingebürgert, bei der Konzepte wie die genderneutrale Erziehung oder die genderkorrigierte Fassung der Kinderbuch-Klassiker zum guten Ton gehören, wenn sie nicht überhaupt das juste milieu der U-40 charakterisieren. In diesem Sinn war das Gespräch mit Hannah Lühmann eine gleichermaßen unterhaltsame wie aufschlussreiche Exkursion, der Ausflug in eine Welt, die ich vielleicht in statu nascendi erlebt haben mag, die aber Konflikte ganz neuer Schärfe und Prägung hervorgebracht hat. Gewiss fühlt sich dabei vieles fremd und ungewohnt an, aber vielleicht besteht die ganze Kunst darin, dass man den kognitiven Dissonanzen nicht ausweicht, sondern sie als das Porträt unserer Epoche begreift – jener Welt, in der man gar nichts anderes mehr sein kann als ein digital native. Oder wie Hannah Lühmann amüsiert davon erzählt, welch prominenten Platz die Sprachsteuerung in der Phantasiewelt ihres 4-jährigen Sohnes eingenommen hat: Achtung, Laserkanone!

    Hannah Lühmann, geboren 1987, hat Philosophie in Berlin und in Paris studiert. Sie ist stellvertretende Ressortleiterin im Feuilleton der "Welt" und "Welt am Sonntag".

    Von Hannah Lühmann ist erschienen

    Themenverwandt



    This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit martinburckhardt.substack.com
    Show more Show less
    57 mins
  • Im Gespräch mit ... Elena Esposito
    Aug 26 2024

    Das stärkste Antidot, das den Einzelnen davor bewahrt, sich einem Phantasma anheimzugeben, ist zweifellos, dass man das, worüber man theoretisierend nachzudenken sich anschickt, in der Praxis kennengelernt hat. Und was die junge Soziologin Elena Esposito, die zunächst bei Umberto Eco Soziologie studierte, später bei Niklas Luhmann in Bielefeld habilitierte, davor bewahrte, eine Künstliche Intelligenz herbeizubeschwören, wo doch lediglich die Gesetze der Wahrscheinlichkeit walten, war, dass sie, um Geld zu verdienen, eine Zeitlang als Consultant für eine große Computerfirma tätig war, welche die aufblühende Games-Industrie mit neuen Werkzeugen versorgte. Diese Vertrautheit mit Programmierern, ihren Denkgewohnheiten und den Phantasien, die sich im Game-Development herausgebildet haben, hat den Blick der Soziologin herausgefordert: jene Veränderungen in den Blick zu nehmen, welche der alltägliche Umgang mit Computern für unsere Kommunikation mit sich bringt. Und genau dies war es, was das Gespräch mit Elena Esposito zu einem regelrechten Vergnügen gemacht hat: dass man sich nicht über irgendwelche Phantasmen austauscht (»Wird der Computer den Menschen ersetzen?«), sondern über das, was Sache ist. Was den coolen Blick der Soziologin zur Geltung bringt, die mit großer Sorgfalt seziert, was es für eine Gesellschaft bedeutet, mit unverständlichen Maschinen in die Kommunikation einzutreten.

    Elena Esposito lehrt Soziologie an der Universität Bielefeld und an der Universität Bologna.

    Von Elena Esposito sind erschienen:

    Thanks for reading Ex nihilo - Martin Burckhardt! Subscribe for free to receive new posts and support my work.

    Themenverwandt



    This is a public episode. If you would like to discuss this with other subscribers or get access to bonus episodes, visit martinburckhardt.substack.com
    Show more Show less
    53 mins

What listeners say about Podcast - Deutsch

Average customer ratings

Reviews - Please select the tabs below to change the source of reviews.