Wie gut funktioniert unsere Demokratie noch, Julia Klöckner? Podcast Por  arte de portada

Wie gut funktioniert unsere Demokratie noch, Julia Klöckner?

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Mehr Mut, mehr Frauen, mehr Klartext: Julia Klöckner spricht im MUT-Special mit Tijen Onaran über politische Verantwortung, fehlende Frauen in entscheidenden Machtpositionen und erklärt, warum Demokratie kein Fertighaus ist, sondern ein Bauwerk, das Haltung und Beteiligung braucht.

In der MUT-Special-Folge im Rahmen des „Constructive World Award“ von FOCUS online sprechen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Unternehmerin Tijen Onaran über die Zukunft der Demokratie, das Vertrauen in die Politik und die Rolle von Frauen in Machtpositionen. Klöckner zeigt sich klar in ihrer Haltung: Sie fordert Authentizität, eine offenere Fehlerkultur, Bürgernähe und strukturelle Veränderungen – sowohl im politischen Betrieb als auch in der Gesellschaft insgesamt.

„Es muss authentisch sein“, sagt Klöckner auf die Frage, wie man wieder mehr Lust auf Demokratie machen könne. Politikerinnen und Politiker müssten Ecken und Kanten zeigen dürfen. Fehler seien normal – entscheidend sei, sie transparent zu machen und zu erklären. Kritik übt sie an überbordender Bürokratie: „Ich finde es eine Unverschämtheit, dass wir so mit unseren Bürgerinnen und Bürgern kommunizieren.“ Bürgerfreundlichkeit müsse wieder ins Zentrum rücken: „Minister heißt: der Bevölkerung dienen.“

Die CDU-Politikerin verteidigt die demokratischen Prozesse gegen mediale Dramatisierung. Nach dem überraschenden Ausgang der Kanzlerwahl im Bundestag sei von „Chaos“ die Rede gewesen – sie widerspricht entschieden: „Die Ampeln sind nicht ausgefallen, Strom ist auch nicht ausgefallen. Kinder hatten zu essen.“ Für Klöckner steht fest: „Unsere Demokratie funktioniert.“ Sie warnt vor überzogenen Reflexen und plädiert für Meinungsfreiheit im Rahmen der Verfassung: „Wir kämpfen mit Worten und mit nichts anderem als mit Worten.“

Der Deutsche Bundestag ziehe jährlich Millionen Menschen an – für sie ein Beweis, dass Demokratie lebt: „Sie ist kein Fertighaus, sondern ein Bauwerk, an dem wir arbeiten müssen.“ Regeln im Parlament seien kein Selbstzweck, sondern Grundlage für einen respektvollen Umgang.

Als Bundestagspräsidentin sieht sich Klöckner in der Verantwortung, diesen Rahmen zu verteidigen – unabhängig von Parteizugehörigkeit. „Ich bin nicht die Supernanny von frei gewählten Abgeordneten. Aber es gibt Regeln in unserem Deutschen Bundestag.“ Dazu gehöre auch, den Ton zu wahren, Ordnungsrufe auszusprechen und Klarheit zu schaffen, wenn Grenzen überschritten werden.

Besonders scharf kritisiert Klöckner die männlich dominierte Machtverteilung – etwa im Koalitionsausschuss: „Ich finde es wirklich unerträglich, dass im Koalitionsausschuss nur eine Frau sitzt. Und man hat den Eindruck, wenn’s richtig ernst wird, machen’s die Jungs unter sich aus.“ Für sie ist das ein strukturelles Problem: „Wir schneiden uns selbst ins Fleisch, wenn wir auf Frauen verzichten.“ Ihre Forderung: echte Wahlfreiheit für Frauen, Repräsentation auf Augenhöhe und gezielte Förderung weiblicher Vorbilder in Politik und Wirtschaft.

Auch symbolisch wird sie deutlich: Frauen müssten in höchste Ämter kommen – nicht nur, wenn sie perfekt seien. „Gleichberechtigung haben wir erst, wenn auch mal nicht so gut qualifizierte Frauen in Spitzenämtern sitzen – so wie bei Männern längst üblich.“ Daher spricht sie sich für eine Frau im höchsten Staatsamt aus: „Nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil ich logischerweise voraussetze, dass sie qualifiziert ist.“

In ihrem abschließenden „MUT-Ausbruch“ ruft Klöckner zu mehr Zuversicht und Zusammenhalt auf: „Wir können wirklich mehr, als wir uns selbst manchmal zutrauen.“ Deutschland sei ein Land mit Raum für Widerspruch, Fortschritt, Fürsorge und Zweifel. „Wir müssen sie nur so einsetzen, dass jeder ein Gespür dafür hat, dass man nicht für sich alleine lebt, sondern jeder auch ein bisschen was ins große Ganze reingibt.“

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